WhatsApp verzichtet auf die Jahresgebühr

| 28. Januar 2016
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In der letzte Woche überraschte WhatsApp-Mitbegründer Jan Koum auf der Internet-Konferenz DLD (Digital Life Design) in München mit der Nachricht, dass die Abogebühr von rund einem Euro pro Jahr abgeschafft werden sollte. Nutzer von Apples iPhones kennen dieses Modell bereits – hier war  die App gegen einmalige Zahlung im AppStore zu kaufen und anschließend ohne Jahresgebühr nutzbar. Andoid-User hingegen hatten die besagte Jahresgebühr zu zahlen, erhielten die App an sich aber kostenlos.

Dieser Schritt ist zwar bemerkenswert, da WhatsApp nach eigenen Angaben zwischen 800 und 900 Millionen Nutzer weltweit hat. Dies bedeutet – wenn man die aktuell geschätzten Marktanteile von iOS- zu Nicht-iOS-Plattformen vergleicht, dass rund 500-600 Millionen User den Jahresbeitrag bislang gezahlt haben und somit der Anbieter auf rund eine halbe Milliarde Dollar verzichten dürfte.

Laut Koum wolle man sich in Zukunft auf die Kommunikation von Mitarbeitern von großen Firmen konzentrieren, berichtet Giga.de.

In einem Artikel im WhatsApp-Blog ließt man ferner, man wollte so Menschen auf der ganzen Welt die Möglichkeit geben, WhatsApp zu nutzen, auch eben jenen, die keine Zahlungsmöglichkeit haben, etwa weil weder Bankkonten noch Kreditkarten verfügbar seien. Die Möglichkeit, Werbung in WhatsApp zu verkaufen wird in diesem Artikel abgelehnt. Man wolle aber die Möglichkeit schaffen, mit Firmen und Institutionen zu kommunizieren, mit denen der Unser auch kommunizieren wolle, etwa der eigenen Bank oder einer Fluggesellschaft.

Keine Überraschung?

So bemerkenswert der Schritt auch ist, in Zukunft auf eine halbe Milliarde Dollar Einnahmen zu verzichten, so wenig überrascht reagierten Branchenkenner. Im Februar 2014 kaufte Facebook den Betreiber von WhatsApp auf. Der Kaufpreis betrug seinerzeit rund 19 Milliarden US-Dollar. Bereits damals wurden Gerüchte laut, Facebook wolle WhatsApp anderweitig monetarisieren. Zunächst wurde vermutet, dass dies durch den Einsatz von Werbung in der App geschehen könnte. Diese Pläne wurden jedoch nicht umgesetzt. Im Gegenteil, derzeit ziert die Homepage von WhatsApp.com immer noch ein verweis auf einen Artikel im WhatsApp-Blog mit dem Titel „Warum wir keine Anzeigen verkaufen.“

Kommentar

Nun verzichtet WhatsApp auf die einzige offensichtliche Einnahmequelle. Da kein Unternehmen ohne Einnahmen überleben kann, werden die Betreiber also andere Geldquellen erschließen müssen. Auch ein Hinweis auf Firmenkunden und Kommunikation in Großkonzernen wirkt nur bedingt glaubwürdig. Das man ad hoc die wegfallenden Einnahmen so kompensieren kann, darf stark bezweifelt werden.

Vielmehr scheint die Strategie Facebooks hier durch, einen vordergründig kostenlosen Service anzubieten, den die Nutzer letztendlich mit ihren Daten oder beispielsweise Informationen über Vernetzung mit anderen bezahlen. Es bleibt also zu erwarten das WhatsApp in Zukunft vielmehr als „Einstiegsdroge“ für das soziale Netzwerk wirken wird. Hier macht natürlich auch der Hinweis auf den Wachstumsmarkt in der dritten Welt oder China mehr Sinn.

Nutzer des Messengerdienstes sollten sich bewusst sein, dass dieser durch Facebook kontrolliert wird und Facebook Geld durch Wissen über seine User verdient.

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Kategorie: Internet, Nachrichten, Smartphones

pdreuw

Über den Autor ()

Peter Dreuw schreibt gern über technische und naturwissenschaftliche Themen aus dem Tagesgeschehen. Dazu kommt ein großes Interesse an aktuellen Gadgets, vorzugsweise mit einem angebissenen Apfel.

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