Postkutsche 3.0: ADAC und Deutsche Post AG richten Fernbusnetz ein
Die Deutsche Post AG und der Allgemeine Deutsche Automobilclub ADAC starten ab November 2013 ein Fernbus-Netz in Deutschland. Unter dem Namen „ADAC Postbus“ soll das Angebot vermarktet werden.
Zunächst fünf Strecken geplant
Zunächst, so die Pressemitteilung, sind fünf Strecken geplant:
- Köln-Bonn-Frankfurt/M.-Stuttgart-München
- Bremen-Hamburg-Berlin
- Köln-Dortmund-Hannover-Berlin
- Berlin-Leipzig-Dresden
- Frankfurt/M.-Nürnberg-München
Die Gründung einer Betreibergesellschaft wurde zwischen den beiden Partnern vereinbart und muss noch von den Kartellbehörden abgesegnet werden.
60 Busse, 30 Städte und tausende Ticketschalter geplant
Mit der Gründung haben die beiden Parteien viel vor: Bis Sommer 2014 sollen insgesamt mit 60 Bussen 30 Städte angefahren werden. Ein weiterer Netzausbau soll dann im Sommer 2014 geplant werden.
Die Tickets sollen neben dem Verkauf online auch in den rund 5.000 Filialen der Deutschen Post AG sowie den ADAC-Geschäftsstellen erhältlich sein.
Zunächst soll sich das Geschäft auf „erfahrene mittelständische Busunternehmen“ als Servicepartner stützen. Die neuen, gelben Busse sollen über eine umfangreiche Sicherheitsausrüstung verfügen, betont der ADAC in der Pressemitteilung.
![Historischer Postbus von DAAG aus dem Jahr 1925Bild von von Urmelbeauftragter (talk | contribs | Gallery) (German Wikipedia)Deutsch: Gesamtzahl meiner hochgeladenen Dateien: 794English: Total number of my uploaded files: 794Jürgen Heegmann (juergen.heegmann@web.de) (Eigenes Werk) [GFDL oder CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons](https://dieerklaerung.de/wp-content/uploads/2013/05/DAAG_Postbus_Schwanheim_09052009-300x225.jpg)
Historischer Postbus von DAAG aus dem Jahr 1925
Bild von Urmelbeauftragter (German Wikipedia) Jürgen Heegmann (juergen.heegmann@web.de) (Eigenes Werk) [GFDL oder CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons
Anknüpfen an Geschichte?
Mit dem Start der gelben Buslinie unter dem Label „ADAC Postbus“ verknüpfen die beiden Konzerne den guten Ruf des ADAC – vor allem im Bezug auf Fahrzeugsicherheit – mit den historischen Post-Bussen, in Deutschland als Kraftpost und Postreisedienst bekannter.
Die Deutsche Kraftpost löste 1906 die Postkutschen ab, die bereits seit 1623 ihren Dienst in Deutschland taten.
In den 1950er Jahren war die Deutsche Post mit der Kraftpost das größte Busunternehmen Europas (Quelle: Wikipedia)
Der Gedanke des Postbusses und der Postkutsche war jedoch ursprünglich, Post und Reisende in einem Fahrzeug zu transportieren. Heute werden diese beiden Dienste sicherlich nicht mehr zusammengeführt.
Neben dem letztendlich staatlichen Transport von Post hatte die Kraftpost die Aufgabe auch schlecht erschlossene Regionen anzufahren und so Strecken aufrecht zu erhalten, die wirtschaftlich uninteressant waren. In den 1970er Jahren wurde der Postreisedienst der staatlichen Deutschen Post mit dem Bahnbusdienst der ebenfalls staatlichen Deutschen Bahn zusammengelegt.
Kommentar: Postkutsche 3.0?
Es ist zu begrüßen, dass der ADAC als Vorreiter in Sachen Verkehrssicherheit, sich des Bereiches Fernbuslinien annimmt. Es bleibt zu hoffen, dass das gemeinsame Unternehmen den Ansprüchen des ADAC auch gerecht wird.
Allerdings ist dieses gemeinsame Unternehmen eben genau dieses: Ein Unternehmen, dass Gewinne erwirtschaften muss. Damit ist eine Anknüpfung an staatlich subventionierte Sozialtarife der Vergangenheit nicht zu erwarten. Dies kann und darf von einem Wirtschaftsunternehmen auch nicht erwartet werden. Andererseits ist ein mit Konkurrenz belebter Fernreise-Busmarkt für alle Nutzer interessant, denn so steigt die Auswahl an Angeboten und Verbindungen auf der einen Seite, auf der anderen drückt die Konkurrenz auch die Preise.
Ein Postbus, der „über die Dörfer tingelt“, wird aber vermutlich dem örtlichen ÖPNV vorbehalten bleiben müssen. Die ist kommunale Subvention weiter gefragt, sollte aber aus kommunaler Sicht zielgerichteter eingesetzt werden können.
Kategorie: Deutschland, Nachrichten, Wirtschaft