Ökostrom-Umlage: Strom wird teurer

| 1. September 2013

Das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet, dass die Bundesregierung einen deutlichen Anstieg der Ökostrom-Umlage erwartet. Derzeit liegt die Ökostrom-Umlage bei 5,3 Euro-Cent per Kilowattstunde. Die Bundesregierung geht von einem Anstieg im nächsten Jahr in Höhe von etwa 20% auf  6,2 bis 6,5 Euro-Cent aus. Auch wird voraussichtlich die Umlage der Finanzierung der Stromnetze um circa 0,2 bis 0,4 Euro-Cent per Kilowatt steigen.

Windrad in NahaufnahmeBild von André Karwath aka Aka (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons

Windrad in Nahaufnahme
Bild von André Karwath aka Aka (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons

Experten lagen richtig: Energiewende wird teurer

Die mahnende Stimme verschiedener Branchenkenner und Experten hatten bereits eine Erhöhung der Umlage vorausgesagt. Hier waren Preise zwischen 6 und 7 Euro-Cent per Kilowattstunde im Gespräch.

Dem Spiegel-Bericht war leider kein Grund für die erwartete Preissteigerung zu entnehmen, allerdings lässt sich aus anderen Berichten entnehmen, dass die Gründe für die Steigerung der Ökostrom-Umlage zumindest anteilig bei der Befreiung bestimmter Unternehmen zu suchen ist. Die fehlenden Einnahmen von den von der Umlage befreiten Firmen wird durch die nicht befreiten Unternehmen und Verbraucher erbracht.

Laut n-tv lag die Zahl der Unternehmen, die für 2014 einen Antrag auf Befreiung abgegeben haben im Juli 2014 bei 2367.

Schwedisches Modell?

Durch die Online-Berichterstattung zieht sich in den Artikeln weiterhin das Wort vom „Schwedischen Modell“ wie ein roter Faden. Laut diverser Berichterstattungen erwägt die Bundesregierung, zum 1. Januar 2015 einen Systemwechsel nach Vorbild Schwedens.

Dort schreibt die Regierung den Energieversorgern eine fixe Quote an erneuerbaren Energien vor. Diese Quote soll für 2015 zunächst 27,5% betragen und bis 2020 auf 35% gesteigert werden. Wie die Energieerzeuger dies umsetzen, bleibt diesen überlassen. Die Regierung erhofft so einen wachsenden Wettbewerb zwischen Solarstrom, Windkraft, Biomasse und anderen, erneuerbaren Energiequellen.

Kommentar: Wahlkampf?

Ein Wettbewerb förderndes Modell hört sich gut an. Doch bleibt ungeklärt, wie dieser Wettbewerb aussieht. Letztlich müssen die Erzeuger doch „nur“ die Quote erreichen. Die großen Stromerzeuger werden nicht im eigenen Haus gegen sich selbst kämpfen sondern auf Großprojekte setzen, um den Markt schnell und leicht zu bedienen.  Unlukrative Nischen werden so sicherlich nicht geschlossen und Forschung und Entwicklung wird sich wohl mehr auf die (Gewinn-) Optimierung und Skalierung der Anlagen beschränken.

Eine Forderung von kleinen Anbietern, die aus Genossenschaften, Einzelbetreibern usw. bestehen und 100% Ökostrom liefern, fehlt in dem Konzept – zumindest auf den ersten Blick. Besonders den Betreibern die Wahl der Mittel zu überlassen, deutet auf erfolgreiche Lobbyarbeit hin.

Dazu kommt, dass das „Schwedische Modell“ jetzt aus dem Hut gezaubert wird, ohne es groß zu erklären. Es scheint aber ein schönes Allheilmittel, was uns bereits 2015 beschert werden könnte. An der Preiserhöhung für 2014 kann man ja leider nichts mehr machen – geltendes Recht halt.

Solaranlage in DedinghausenBild: © Achim Raschka / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0 [CC-BY-SA-3.0 oder GFDL], via Wikimedia Commons

Solaranlage in Dedinghausen
Bild: © Achim Raschka / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0 [CC-BY-SA-3.0 oder GFDL], via Wikimedia Commons

Leider wird aber nicht erklärt, wie denn das Schwedenmodell sich auf die Themen Netzfinanzierung, Ökostromumlage oder Befreiung einzelner Firmen von ebendieser Umlage auswirken wird – solange dies nicht besprochen wird, glaube ich nicht an die Preissenkung, die manch einer zwischen den Zeilen erhofft.

Das Wahlkampf ist, kann man auch direkt im oben verlinkten Artikel von Spiegel Online feststellen. Sigmar Gabriel (SPD) soll sich beispielsweise dahingehend geäußert haben, an Kohle und Stahl fossilen Energien festzuhalten, da man nicht gleichzeitig aus Kohle und Atomenergie aussteigen könne. Die Linken forderten Sozialfonds für Stromkostenopfer und die FDP den Ausstieg aus der Dauersubvention.

Ausstieg aus der Dauersubvention klingt ja nach Abschaffung der Ökostromumlage – fein. Nur werden damit ja vor allem auch die kleinen Anbieter mitfinanziert. Sind die vom Markt gewischt und wir zahlen keine Umlage mehr, wird die Strom-Industrie uns schon die „tatsächlichen“ Preise zeigen.

Offensichtlich ist Wahlkampf. Was genau kommt, ist unklar. Sicher ist nur, es wird teurer.

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Kategorie: Deutschland, Nachrichten, Wirtschaft

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Über den Autor ()

Peter Dreuw schreibt gern über technische und naturwissenschaftliche Themen aus dem Tagesgeschehen. Dazu kommt ein großes Interesse an aktuellen Gadgets, vorzugsweise mit einem angebissenen Apfel.

Kommentare (1)

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  1. Daniel sagt:

    Ökostrom wird billiger

    Durch das EEG ist Solarstrom so günstig geworden, dass er bald wettbewerbsfähig ist.

    Quelle: http://gruenluft.lima-city.de/pdf/solarflyer.pdf