Mondbasis für 13.000 Amerikaner?

| 2. Februar 2013

Stefan Oldenburg schrieb am Mittwoch in den SciLogs über eine Ankündigung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Newt Gingrich. Dieser verkündete im Rahmen einer Vorwahlkampfrede in der Nähe von Cape Canaveral, wenn er Präsident wäre, würde er für den Aufbau einer Mondbasis für bis zu 13.000 Amerikaner bis 2020 sorgen.

© Yuri Arcurs - Fotolia.com

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Diese Rede und auch die Formulierungen erinnern an die legendäre Ankündigung Kennedys, „bis zum Ende der Dekade einen Menschen auf den Mond zu schicken“. Mit dieser Ankündigung am 12. September 1962 gab John F. Kennedy  den Startschuss für das größte Raumfahrprogramm aller Zeiten im Wettrennen mit der Sowjetunion. Mit dieser Rede entflammte er in der Öffentlichkeit eine Begeisterung, der alles mit sich riss und die gegnerischen politischen Lager verstummen ließ.

Sicherlich aber eine andere Situation als heute. Zumal Kennedy damals bereits Präsident war – im Gegensatz zu Newt Gingrich. Sollte er bei der nächsten Wahl 2017 gewählt werden, hätte er im Gegensatz zu Kennedy nur drei statt knappe acht Jahre. Das relativiert die Aussage dieses Newt Gingrich sicherlich ein wenig und lässt sie wie einen schwachen Versuch, an die Geschichte anzuknüpfen, aussehen. Da hilft auch nicht mehr, die Mond-Besiedler als Pioniere im Geiste der ersten Amerikanischen Einwanderer zu bezeichnen. (Nein, er meinte sicherlich nicht die Indianer.)

Aber abseits des politischen Geschehens stellt sich die Frage, ist ein solches Unternehmen machbar.  Gestern gab die ESA in einer Presserklärung bekannt (Die Erklärung berichtete) , dass man mit einem 3D-Drucker-System experimentiert, dass, simpel ausgedrückt, auf Basis von Mondgestein als Ausgangsmaterial in der Lage ist, Bauelemente für ein mögliches Habitat zu drucken.

Mein erster Gedanke war spontan:  Wenn die Amerikaner die Mondbasis bauen wollen, lasst sie. Wir sollten ihnen die Drucker preiswert überlassen und mit dem Verkauf der Druckerpatronen alle europäischen Staatskassen sanieren.

Aber Scherz beiseite, ist ein solches Unterfangen wirklich so absurd? Die USA haben mit den Apollo-Missionen in den 60er Jahren bereits bewiesen, dass eine absurde Idee, einen Menschen in weniger als 10 Jahren zum Mond zu schicken, möglich sein kann – zumindest, wenn man diesem Programm absolute Priorität einräumt und finanzielle Mittel kein Problem darstellen.

Andererseits sieht man an den ESA-Mitteilungen, dass die Forschung weiter ist, als in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Das mag auch daran liegen, dass die Idee nicht so neu ist. Bereits 2004 hatte George W. Bush ein Vorhaben mit dem Ziel einer Mondbasis 2020 angekündigt. Die NASA meldete in 2006, dass man bis 2024 eine ständige Mondbasis errichten wollte – sicher mit einer kleineren Bewohnerzahl, aber immerhin. In dieser Meldung 2006 kommt auch klar zum ausdruck, dass die USA keinen Alleingang planen, sondern auch die ESA und andere beteiligen wollen. Hier passt plötzlich der 3D-Drucker perfekt ins Bild und der Zeitplan wird glaubhafter.

Mein Fazit ist jedoch:  Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner hat es gut verstanden, einen Testlauf im Schatten Kennedys zu machen, bei dem er eine Idee seines Parteikollegen George W. Bush aufgegriffen hat. Das Ganze ein wenig ausgeschmückt und vor dem Zielpublikum in der Nähe der NASA-Abschussrampe platziert. Sicherlich war wohl auch die Idee, die Aussage  „Neue Jobs, mehr Jobs“ zu transportieren, Teil des Ganzen.

Naja, man steht auch noch recht früh im Wahlkampf da.

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Kategorie: Kommentar

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Peter Dreuw schreibt gern über technische und naturwissenschaftliche Themen aus dem Tagesgeschehen. Dazu kommt ein großes Interesse an aktuellen Gadgets, vorzugsweise mit einem angebissenen Apfel.

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