Koffein-Konsum & Koffein-Sucht – eine Selbsterfahrung

| 18. Mai 2012

In der letzten Zeit, eigentlich schon seit Monaten habe ich Probleme, richtig auszuschlafen. Ich fühle mich morgens nicht richtig fit und habe das Gefühl, nicht wirklich geschlafen zu haben. Oft wache ich auch zu früh auf und kann dann nicht mehr einschlafen. Nachmittags kommt dann oft ein Einbruch und ich brauche einen Kaffee.  Abends bin ich selten vor Mitternacht im Bett und der Kreis schließt sich morgens um sechs, vielleicht halb sieben.

Da ich Übergewicht habe, haben mir „alle“ gesagt, dass liegt daran. Schlafapnoe und ähnliche Stichworte fielen. Da mag auch was dran sein, da ich weiß, dass ich in Rückenlage tatsächlich zu wenig Sauerstoff bekomme. Aber ich schlafe grundsätzlich auf dem Bauch oder in Seitenlage – das bestätigt auch meine Frau.

Bestandsaufnahme des Koffeinkonsums

Durch Zufall habe ich ein Stück aus einer Fernsehsendung mitbekommen, in der es um die Langzeitwirkung von Koffein ging. Dort wurde gesagt, dass Koffein durchaus länger als nur ein paar Stunden im Körper wirksam wäre – also deutlich über den aufputschenden Effekt hinaus. Dies könne zu Schlaf-Störungen wie beschrieben führen.

 

Ich trinke im Mittel etwa vier bis fünf große Becher Filter-Kaffee am Tag, dazu etwa einen bis zwei Liter Cola light. Laut Stiftung Warentest von 2003 bedeutet das, dass ich beim Kaffee etwa 500 mg Koffein aufnehme. Bei der Cola laut der Coca Cola Company etwa 120mg per Liter, also 240 mg. Dies macht an einem durchschnittlichen Tag also rund 740 mg Koffein. An kalten Tagen kommt noch der ein oder andere Tee dazu, der auch oft noch weiteres Koffein, im Volksmund gerne Teein genannt, beisteuert.

Selbstversuch: Koffeinentzug

Ich habe daher aus dem Bauch heraus ganz blauäugig beschlossen, zur Verbesserung meines Schlafes auf Koffein zu verzichten.

Ich habe mir dabei nichts weiter gedacht – niemals hätte ich ernsthaft mit auch nur einem Ansatz von Entzugserscheinung gerechnet. Schließlich wollte ich nur „das bisschen Kaffee“ weglassen. Im Prinzip ist das auch ganz leicht:

Ich habe mir einen leckeren entkoffeinierten Kaffee für meine Senseo-Maschine gekauft und die Cola Light durch die koffeinfreie Cola Light ersetzt. Diese ist zwar schwerer zu bekommen, schmeckt mir aber genauso. Dadurch muss ich beim Weglassen des Koffeins auf keinen geschmacklichen Genuss verzichten.

Die koffeinfreie Cola Light trinken wir sowieso immer, wenn wir sie bekommen können. Leider hat der Supermarkt unseres Vertrauens diese aber nicht immer im Angebot. Alleine schon, weil dadurch die tägliche Koffeindosis ja nun schon schwankt und ich nie etwas bemerkte, hätte ich nicht damit gerechnet.

Entzugserscheinungen

Tatsächlich stellten sich bei mir am Tag zwei des Koffeinentzugs auf Wikipedia dokumentierte Entzugserscheinungen ein. Ich hatte Kopfschmerzen – was ich sonst fast nie habe. Dazu war ich sehr reizbar, unkonzentriert, schlechter fast depressiver Stimmung und konnte noch schlechter Schlafen.  Dazu kam eine bleierne Müdigkeit im frühen Nachmittag. Ich konnte beinahe im Stehen einschlafen.

Diese Entzugserscheinungen habe ich zunächst gar nicht als solche erkannt. Erst als ich zufällig bei einem Kunden mich nicht um die obligatorische Tasse Kaffee herumdrücken konnte und meine Entzugserscheinungen schlagartig verschwanden, wurde mir bewusst, wo der Hase im Pfeffer liegt.

Fazit

Inzwischen lebe ich seit etwa 10 Tagen nach der Verführung durch den Kunden ohne bewusste Koffeinzufuhr und mir geht es gut. Die Nebenwirkungen sind abgeklungen und die letzten beiden Nächte haben mir wirklich gut getan.

Ich hätte nicht gedacht, dass die Nebenwirkungen meines „kleinen Experimentes“ so heftig sein könnten. Tatsächlich habe ich in der guten Woche maximaler Entzugserscheinungen ab etwa 15:30 Uhr nichts mehr geregelt bekommen und hätte einfach so einschlafen können. Meine Frau hat mich mehrfach angeschimpft, ich solle wieder Kaffee trinken, ich wäre unerträglich. Dazu konnte ich Nachts kaum schlafen und wenn ich schlief hatte ich ziemlich wirre, sinnfreie Träume.

Wenn man recherchiert – was ich sicherlich besser vorher gemacht hätte – ließt man oft, man solle Koffein nicht abrupt absetzen, sondern langsam reduzieren. Das ist wahrscheinlich auch gesünder.

Nicht das wir uns falsch verstehen: Ich bin kein Arzt und ich gebe auch keine Empfehlung ab. Wer sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen will und sich unsicher ist, sollte wohl mit seinem Hausarzt sprechen. Dieser hat wahrscheinlich einen guten Rat.

Ob mein Leben ohne Koffein besser ist oder nicht, kann ich noch nicht genau sagen. Grundsätzlich hat Koffein ja auch positive Eigenschaften. Aber bei meiner langjährigen Gewöhnung wohl nicht oder zumindest nicht mehr so sehr. Eine Tasse Kaffee am Abend hatte mir jedenfalls nie die Nacht völlig ruiniert. Ich gehe davon aus, dass ab und an eine Tasse Kaffee nicht schadet. Bei mir zuhause gibt es aber weiterhin den koffeinfreien Kaffee. Der schmeckt mir genauso und macht hoffentlich nicht abhängig.

Weiterführende Links:

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Kategorie: Gesundheit, Kochen & Küche

pdreuw

Über den Autor ()

Peter Dreuw schreibt gern über technische und naturwissenschaftliche Themen aus dem Tagesgeschehen. Dazu kommt ein großes Interesse an aktuellen Gadgets, vorzugsweise mit einem angebissenen Apfel.

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