Kauft Google WhatsApp?

| 7. April 2013

Den ganzen Sonntag schon brodelt die Gerüchteküche um einen möglichen Milliarden-Deal: Anscheinend hat der Internet-Riese Google ein Auge auf den aktuellen Platzhirsch unter den kostenlosen Messenger-Diensten, WhatsApp, geworfen.

Die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass der Suchmaschinen-Konzern den Dienst zu einem Preis von einer Milliarde US-Dollar übernehmen möchte. Angeblich laufen die Verhandlungen bereits seit rund einem Monat.

WhatsApp-Logo©WhatsApp

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Bisher keine Werbung

Bisher hatten sich die Macher von WhatsApp immer gegen Werbung in den SMS-ähnlichen Messages und Chats ausgesprochen. Die Finanzierung des Dienstes lief bisher auf Basis eines Abonnement, bei dem die User eine Jahresgebühr von rund einem Euro zahlen. Ausgenommen war bisher die iOS-Userschaft, die nur die App kaufen musste. Allerdings kündigte WhatsApp an, dieses Modell zu beenden und auch die Apple-User auf die Abonnements umzustellen.

Möglicherweise lassen sich die Macher von WhatsApp durch das ansehnliche Gebot von einer Milliarde US-Dollar, also rund 770 Millionen Euro, zur Abkehr von der No-Ads-Politik überzeugen. Andererseits ist es auch denkbar, dass Google das System weiter betreibt wie gehabt.

Google muss aufholen

Google hatte bisher in Sachen Messaging nicht viel zu Bieten. Die Google-Plus-App bietet zwar die Möglichkeit, Nachrichten zu versenden, kommt aber nicht an die Schnelligkeit und Eleganz des WhatsApp-Messengers an. ferner wird hier auch nicht auf das Telefon-Adressbuch verwiesen.

Auf iOS-Plattformen stört dies sicher weniger, da zumindest von Apple-User zu Apple-User alle die eingebaute iMessage-Technik kostenlos nutzen können. Bei Android sieht dies anders aus.

Der Internet-Riese kann zwar sicherlich einen eigenen Dienst aufsetzen, käme aber prinzipiell zu spät, um eine große Nutzermenge zu akquirieren.  Vor diesem Problem dürfte Google derzeit mit dem angeblich jüngst gestarteten Chat-Dienst „Google Babble“ stehen. Außerdem dürften vermutlich einige User Angst davor haben, der Suchmaschine auch noch die Telefon-Kontakte anzuvertrauen. Dieses Dilemma könnte Google durch Zukauf elegant umgehen. Das Google in diesem Bereich die Fühler nach dem Platzhirsch ausstreckt, erscheint da nachvollziehbar.

Zukunft wäre ungewiss

In einigen Medien ist zu lesen, dass Google den Dienst auch übernehmen könnte, um ihn schließlich in ein eigenes Produkt zu überführen oder ganz einzustellen, um die Nutzer z.B. zu einem Dienst wie dem noch fiktiven Google Babble zu treiben. Alternativen im eigenen Haus hätte Google genug, so etwa den Google-Plus-Messenger, Google Talk, Google+ Hangouts, oder das in einigen Ländern verfügbare Google Voice. Ferner hatte Google im letzten Jahr den Instant-Messaging-Dienst Meebo übernommen.

SMS fast App-gelöst

Fakt ist, dass die Messaging-Apps die von den Mobilfunkbetreibern erbrachten, aber in der Regel kostenpflichtigen SMS-Dienste sehr weit gehend abgelöst haben. Die Mehrheit der Smartphone-User nutzt den einen oder anderen Dienst und verzichtet darauf, einen Preis von 0,10 bis 0,20 Euro zu zahlen, auch wenn dafür eine Jahresgebühr von einem Euro fällig wird.

Sollte Google WhatsApp tatsächlich übernehmen, bleibt die Frage, was z.B, mit Plattformen wie Windows 8, Blackberry oder auch iOS wird. Würde ein Google-Whatsapp noch Apples System unterstützen? Vielleicht, weil Apple einen großen Marktanteil hat. Aber was ist mit den restlichen Konkurrenten?

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Kategorie: Nachrichten, Smartphones

pdreuw

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Peter Dreuw schreibt gern über technische und naturwissenschaftliche Themen aus dem Tagesgeschehen. Dazu kommt ein großes Interesse an aktuellen Gadgets, vorzugsweise mit einem angebissenen Apfel.

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