Freiwillige Feuerwehr und Berufsfeuerwehr Mönchengladbach in Magdeburg im Hochwassereinsatz
Mönchengladbach, 12. Juni 2013. Viele hatten mit einem Einsatz gerechnet. Gewissheit wurde es am Samstag, dem 8. Juni. Die Feuerwehr Mönchengladbach erhielt von der Bezirksregierung Düsseldorf den Marschbefehl mit der Bezirksbereitschaft 3 nach Magdeburg zur Mithilfe bei der Bewältigung der Hochwasserkatastrophe abzurücken.
Gegen 20.30 Uhr am Abend wurden die Einheitsführer der Freiwilligen Feuerwehren im Stadtgebiet von der Leitstelle aufgefordert, aus ihren Reihen freiwillige Helfer zur Verfügung zu stellen. Beeindruckend war dann die sofortige Bereitschaft der Kameraden und Kameradinnen, an dieser Hilfsaktion teilzunehmen. Innerhalb kürzester Zeit standen rund 50 Leute zur Verfügung, die mit gepackter Tasche um 23 Uhr zum Treffpunkt auf Feuerwache 2.
Es waren so Viele, dass nicht alle mitfahren konnten. Einige durften daher wieder den Nachhauseweg antreten. Für die Bereitschaft teilzunehmen, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
Für 34 Kameraden aus den Einheiten: Rheydt, Rheindahlen, Woof, Odenkirchen, Wickrath, Giesenkirchen, Hardt, Günhoven/Kothausen, der I&K Gruppe sowie der Berufsfeuerwehr, ging es dann kurz nach Mitternacht los. Mit 7 Fahrzeugen fuhr man zunächst zu einem weiteren Sammelpunkt in Krefeld. Dort wurde der gesamte Verband mit weiteren Kräften aus Krefeld und Viersen zusammen gestellt. Der Abmarsch erfolgte gegen 1:30 Uhr mit dann insgesamt ca. 30 Fahrzeugen und fast 140 Helfern. Es war für die meisten Feuerwehrkameraden wohl das erste Mal, bei dem es zu einem Katastropheneinsatz ging. Und eine einsatzmäßige Kolonnenfahrt hatten bisher auch die Wenigsten erlebt.
Die Fahrt zum fast 500 km entfernten Magdeburg dauerte etwa 11 Stunden. Anschließend ging es in einen Bereitstellungsraum bis eine einigermaßen geeignete Unterbringungsmöglichkeit gefunden war. In einer stillgelegten Schule wurden dann Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Dort war man dann für die nächsten Tage zu hause. Geschlafen wurde in den alten Klassenräumen auf Feldbetten. Manch einer dürfte froh sein, jetzt wieder in seinem eigenen Bett schlafen zu dürfen.
Nachdem man jetzt bereits seit ca. 30 Stunden nicht geschlafen hatte, ruhte man sich bis zum nächsten Einsatzbefehl noch ein wenig aus. Dieser ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Am Abend wurden wir im Stadtteil Rothensee eingesetzt. Dort hieß es, durch den Bau eines etwa 2 km langen Deiches, ein Kraftwerk vor den Wassermassen zu schützen. Bei einem Ausfall hätte es verheerende Auswirkungen auf die gesamte Stadt gegeben. Bisher bestand dieser Schutz darin, das Wasser in einen anderen Teil des Stadtteils abzuleiten. Dies sollte jedoch so schnell wie möglich wieder unterbunden werden.
Bis zum frühen Morgen hin packte man dort mit vereinten Kräften an, um den Damm zu bauen. Hunderte und tausende Sandsäcke verschiedener Größen wurden per LKW’s (teilweise 40 Tonner) und Kleinkraftwagen angefordert, abgeladen und verbaut. Unterstützung gab es aus allen Bereichen. Das THW, die Bundeswehr und weitere Feuerwehren aus dem Raum Düsseldorf waren an dieser Stelle helfend tätig. Nach 12 Stunden Schwerstarbeit konnte festgestellt werden, dass sowohl die Logistik als auch die Bauarbeiten von unseren Kräften zufrieden stellend erledigt wurden. Der größte Teil des Damms war fertig gestellt und die Einsatzstelle konnte getrost an die ablösenden Kräfte aus Hannover übergeben werden.
Die Helfer aus unserem Verband – aber natürlich auch alle anderen – waren geschafft, kaputt und müde. Fast alle lagen auf den Sandsäcken (stehen war bereits zu mühsam) und konnten die Augen nicht mehr aufhalten. Nach 48 Stunden ohne Schlaf warteten alle nur noch auf den Rücktransport in die Unterkunft. Es gab nichts Schöneres, wie ein Feldbett ….
Der nächste Tag diente dann der Erholung. Allerdings kam schon bald die Meldung, dass in einem weiteren Bereich von Magdeburg Hilfe benötigt wurde. Unser Verband wurde daher in Alarmbereitschaft versetzt, so dass wir notfalls sofort wieder hätten abrücken können. Auch die Verlegung in eine andere Unterkunft wäre möglich gewesen. Die Entscheidung hierfür und die Einsatzmaßnahmen trifft jedoch stets der Stab der Bezirksregierung.
Ob man es Glück nennen kann oder ob es den sinkenden Pegelständen zu verdanken war sei dahin gestellt. Es kam nicht zu einem weiteren Einsatz für unsere Bereitschaft. Dies bedeutete zwangsläufig nicht, dass keine Bedrohungen mehr vorlagen. Andere Kräfte an anderen Stellen waren nach wie vor gefragt. Für uns hieß es dann am Dienstagmittag, dass wir die Heimreise wieder antreten konnten. Eine bereits in Mönchengladbach geklärte Ablösung der Kräfte war nicht mehr notwendig. Auch hierfür hatten sich wieder einmal zahlreiche Freiwillige zur Verfügung gestellt.
Müde, aber überglücklich einen ganz kleinen Teil zur Bewältigung der Hochwasserkatastrophe beigetragen zu haben, kam man in der Nacht zum Mittwoch nach wiederum fast 10 Stunden Fahrt wieder gesund in Mönchengladbach an. Es war für alle eingesetzten Kräfte, die zu 90% aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr stammten, ein (hoffentlich) einmaliges Erlebnis. Die Männer und eine Frau waren zu einer Gemeinschaft verschmolzen, die sich sehr gut untereinander verstanden hat und harmonisierte. Auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus den anderen Wehren funktionierte reibungslos. Die Verbandsführung hat ebenfalls gute Arbeit geleistet, alle Informationen stets an die Kameraden weiter geleitet und immer versucht, das Beste aus der Situation heraus zu holen. Nun hofft man, dass auch die Bevölkerung in dieser und anderen Regionen zur Ruhe kommt und bald wieder ein geregeltes Leben ohne Hochwasser führen kann.
Ein Gastartikel von Peter Armborst, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Mönchenengladbach.
Kategorie: Deutschland, Mönchengladbach, Nachrichten