Erinnerung an 30 Jahre Bildschirmtext BTX

| 2. September 2013

Die Deutsche Post startete den Bildschirmtextdienst BTX am 1. September 1983 in Deutschland flächendeckend. BTW war in gewisser weise ein Vorläufer des heutigen Internets, allerdings fand er zunächst nur recht geringe Verbreitung. BTX wurde bereits im Jahr zuvor in Österreich eingeführt. In Deutschland gab es einen begrenzten Probebetrieb ab 1980. Vorgestellt wurde das System bereits 1977 von Postminister Kurt Gscheidle auf der damaligen IFA in West-Berlin.

Verschiedene Zugangsgeräte

Man konnte BTW auf den heimischen Fernseher holen oder von der damals noch staatlichen „grauen Post“ ein  Bildschirmtext-Terminal (siehe Bild) mieten. Alternativ konnte man seinen eigenen Computer per von der Post gemietetem BTX-Box DBT-03, einem speziellem Modem, zum BTX-Terminal erweitern. Allerdings waren damals eigene Computer bei weitem nicht so verbreitet, wie heute.

Die Anschlusskennung war damals in den Zugangsgeräten, also dem DBT-03 oder dem Bildschirmtexttelefon fest einprogrammiert. Zusammen mit dem Nutzerpasswort konnte so der Anschlußinhaber sicher identifiziert werden und rechtskräftige Geschäfte getätigt werden.

Datenübertragungsgeschwindigkeit

BTX kam mit berauschenden 1200 Bit/s Downstream und 75 Bit/s Upstream ins Haus. Hier findet man keinen Schreibfehler, auch wenn man DSL mit 1200 kBit/s schon als langsam empfindet – das „k“ für Kilo fehlt nicht in der Angabe. Dennoch empfand man 1200 Baud als recht schnell, war man doch von den seltenen Mailboxen im Akustik-Koppler-Betrieb nur 300 Baud gewöhnt.

Nutzerzahlen blieben hinter Erwartungen

Im Jahr 1986 zählte das System, das ähnlich der meist privat betriebenen Mailboxen nur Text und Text-Grafiken mit Hilfe eines eigenen Zeichensatzes nach CEPT Standard übertrug, rund 60.000 Benutzer. Geplant waren für 1986 bereits eine Million, die erst wesentlich später erreicht wurden.

Das BTX-System ermöglichte bereits sehr früh ein sicheres Online-Banking und ebenfalls Online-Shopping sowie Recherchen. Die angebotenen Seiten waren zum Teil kostenpflichtig und der Abruf  musste von den Kunden entsprechend pro Seite oder pro Minute bezahlt werden. Abgerechnet wurde fortschrittlich über die Telefonrechnung. BTX hatte einen gewissen Ruf, da neben Bankgeschäften und einigen Versandhäusern auch die Erotik-Branche als Anbieter stark vertreten war. Darüber hinaus gab es bereits Software-Downloads und Softwareaktualisierungen. Ferner bot der Dienst einen netzgestützten Dateitransferservice an. Damit trat er in gewissen Grenzen in Konkurrenz zum angebotenen Datex-P-Dienst der Post.

BTX wurde später in Datex-J unbenannt und schließlich zunächst mit Gateway in Internet interessanter gemacht, später in den T-Online-Internetzugang integriert. 1996 erreichte der Dienst dann in dieser integrierten Form tatsächlich die viel früher erwartete Million Nutzer.

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Kategorie: Deutschland, Nachrichten, Technik

pdreuw

Über den Autor ()

Peter Dreuw schreibt gern über technische und naturwissenschaftliche Themen aus dem Tagesgeschehen. Dazu kommt ein großes Interesse an aktuellen Gadgets, vorzugsweise mit einem angebissenen Apfel.

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