Die Grünen fordern Rückerstattungsprämie für Althandys
Die Partei Bündnis 90/Die Grünen besteht auf einer Rückerstattungsprämie für alte Handys und Smartphones. Die Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, erklärte in einem Interview in der „Rheinischen Post“ vom Donnerstag, dass sie einen finanziellen Anreiz schaffen wolle, die Recycling-Quote bei Handys deutlich zu steigern.
Eine Tonne Handyschrott enthält mehr Gold als eine Tonne Golderz
Daher fordern die Grünen eine Prämie in Höhe v0n 10 Euro pro zurückgegebenen Alt-Handy.
Neben Gold sind in Handys viele verschiedene Rohstoffe, unter anderem die sogenannten Seltenen Erden, wie Lanthan, Neodym und andere enthalten. Diese Rohstoffe sind essentiell zum Bau von modernen Elektronikgeräten wie Fachbildschirme, aber auch Akkus für Hybrid- und Elektrofahrzeuge und eben Smartphones.
Die Metalle kommen als Rohstoff vor allem in Afrika und China vor. In der Wirtschaft wird immer wieder befürchtet, dass durch die chinesische Monopolstellung im Zugang zu seltenen Erden die Herstellung hochwertiger Elektronik außerhalb Chinas schwierig bis unmöglich würde.
Pfandabgabe gescheitert
Zunächst hatten die Grünen Anfang 2012 einen Handypfand gefordert, scheiterten aber am Widerstand der CDU. Der Branchenverband Bitkom begrüßte seinerzeit zwar den Vorschlag, Handy-Recycling zu steigern, hielt aber die Pfandabgabe für einen falschen Weg. „Handys sind keine Dosen“, war damals zu zitieren. Die schwarz/gelbe Koalition erwog seinerzeit Rücknahmetonnen für Althandys, berichtete Heise Mobil.
Indes die Übersichtsgrafik von 2012 dürfte heute noch aktuell sein:

Bildquelle: Bitkom 2012
Diesen Schatz an Althandys in den deutschen Schubladen will die Umweltschützer-Partei nun heben und die Bürger nun mit 10 Euro Prämie beteiligen.
Kommentar:
Oberflächlich betrachtet ist die Forderung nach einer höheren Recyclingquote bei Handys ist ein gutes Beispiel, wie man Umweltschutz und Wirtschaft unter einen Hut bringen könnte. Zum einen kann man durch die zurückgewonnenen Rohstoffe die Nachhaltigkeit im Produktkreislauf verbessern. Zum anderen kann man so die sich öffnende Schere beim Zugang zu Rohstoffen zumindest etwas bremsen.
Tiefer gehend betrachtet, hinterlässt diese Forderung jedoch einen seltsamen Nachgeschmack. Wurde nicht mit viel Brimborium und Aufwand für die Wirtschaft bereits 2003 – also vor zehn Jahren – eine Richtlinie zur Rückführung und zum Recycling aller Elektro- und Elektronik-Altgeräte eingeführt? Heute kann jeder Bürger an den Sammelstellen jeden Elektroschrott und jede Elektronik abgeben. Wird dort ein Handy nicht „richtig“ recycelt?
Außerdem übergeht dieser Vorstoß bereits bestehende, private Initiativen. So bietet beispielsweise die Deutsche Post AG einen Service namens ElectroReturn an, der es jedem in Deutschland ermöglicht, einen Briefumschlag mit Altelektronik in jedem Briefkasten der Deutschen Post abzugeben – kostenlos, wenn man den Richtigen Aufkleber aufklebt. Passende Versandtaschen bekommt man auch bei vielen Mobilfunkbetreibern gleich beim Handykauf dazu. Auch kann sich jeder beliebig oft den Versandaufkleber ausdrucken.
Noch weiter geht Wirkaufens.de, die für Althandys in gewissen Grenzen sogar Geld zahlen.
Dem Umweltschutz dürfte damit im Prinzip schon genug gedient sein. Wollte man dies steigern, müsste man nur die Werbetrommel für diese Initiativen rühren. Daher scheint mir der Vorstoß, jedem Handyrückgabe-Willigem auf Kosten der Rücknehmenden 10 Euro zu zahlen, eine Idee aus der Rubrik „Bald ist Wahlkampf“ zu sein.
Ihre Meinung ist gefragt:
Diskutieren Sie mit. Hinterlassen Sie einen Kommentar, sagen Sie uns Ihre Meinung. Sollen die Recyclingfirmen 10 Euro pro Handy zahlen? Sollte man die Initiativen nicht direkt unterstützen? Oder lassen Sie Ihr altes Handy lieber in der Schublade?
Kategorie: Hardware, Nachrichten