Crowd-Funding für Open-Source-Suchmaschine für 3D-Druckdaten gestartet

| 18. März 2013

Die Gruppe Defense Distributed, die bereits durch Pläne, Waffen mit 3D-Druckern zu drucken für Aufsehen sorgte, startet ein neues Projekt: DefCad.com soll eine Suchmaschine für Layouts für 3D-Druckmodelle werden. Die Suchmaschine soll ungefiltert und unzensiert allen Zugang zu den „DEFCAD Files“ bieten, um die persönliche Freiheit des Einzelnen aufrecht zu erhalten. Hierbei, so betonen die Gründer, gehe es nicht nur um CAD-Modelle für Vogeltränken oder Gartenzwerge, sondern um CAD-Pläne für alles – auch gebrauchsfertige Schusswaffen.

defcad

DefCad.com Open Source Search Engine for 3d PrintingBildquelle: Defcad.com 

Um die Suchmaschine fertigstellen zu können, versucht Defense Distributed, das nötige Kapital per per CrowdFunding zusammen zu bringen. Einen rudimentären Vorläufer gibt es bereits unter DefCad.org.

Waffen aus dem 3D-Drucker

Dass die Gruppe weiß, wovon sie spricht, kann man annehmen. Auf sich aufmerksam gemacht hatte Defense Distributed durch die Vorstellung ihrer per 3D-Drucker gedruckten Schusswaffen. Sie zeigen in Ihrem Video sowohl Pistolen als auch teil- und vollautomatische Sturmgewehre. Details aus den Bauschritten kann man in den verschiedenen Blogposts nachlesen.

ATF erteilt Lizenz zum Verkauf

Die Gruppe hat inzwischen auch eine Lizenz zur Waffenherstellung bei der US-amerikanischen ATF (Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen) beantragt und erhalten, berichtet Golem.de. Mit dieser Lizenz darf die Gruppe die hergestellten Waffen auch weiterverkaufen. In den USA ist die Herstellung von Waffen für den Eigenbedarf legal.

Bild von Eva Wolf (http://airwolf3d.com) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

3D-Drucker Airwolf
Bild von Eva Wolf (http://airwolf3d.com)
[CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Kommentar

Bemerkenswert ist sicherlich, dass man mit aktueller, professioneller 3D-Drucktechnik auch komplexere Strukturen wie ein Sturmgewehr herstellen kann. Das dies möglich ist, sieht man eindrucksvoll an den Videos aber auch an der erteilten Lizenz durch die ATF. Für uns in Europa ist die Vorstellung aber sicherlich erschreckend. Unkontrollierte Ströme billiger Waffen, die der böse Nachbar im Keller druckt, werden zur Vision. Es ist nur eine Frage der zeit, bis der Ruf nach Verbot der Suchmaschine, der Daten und des 3D-Drucks überhaupt kommt.

Natürlich will niemand, dass ein Terrorist sich sein Plastik-Sturmgewehr selbst einfach so herstellen kann. Spätestens in diesem Umfeld zählt auch das Argument nicht mehr, dass geeignete 3D-Drucker für Privatleute zu teuer sind, nicht mehr.

Aber wenn wir eines aus dem Internet lernen können, dann, dass man Informationen nicht unterdrücken kann. Wenn in Europa oder den USA eine solche Suchmaschine vom Netz gehen müsste, würde sie woanders auftauchen oder in Kopie verbreitet werden. Wikileaks oder auch The Pirate Bay sind da deutliche Beispiele.

Man vergisst zudem leicht: Früher, also vor dem Internet, war das auch nichts anderes. Mit geeignetem Werkzeug und geeignetem Wissen bzw. Anleitung konnte ein im Metallbau begabter Mensch auch eine Waffe (nach-)bauen. Damals war es eben kein 3D-Drucker, sondern eine Drehbank, eine Fräse, usw.  Machbar war das schon deutlich vor dem Internet, sogar für den „Heimwerker“.

Daher ist der Gedanke an eine Suchmaschine, die beliebige 3D-Modelle katalogisiert und kategorisiert, nicht pauschal böse oder gefährlich. Blendet man für die Bewertung den Waffenaspekt aus, wird es nützlicher. Vielleicht druckt sich mein Nachbar ja einen Rasenmäher. Vielleicht sogar einen, dessen Bauplan Open-Source war und den er nochmal entscheidend verbessert hat.

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Kategorie: Aus aller Welt, Internet, Nachrichten

pdreuw

Über den Autor ()

Peter Dreuw schreibt gern über technische und naturwissenschaftliche Themen aus dem Tagesgeschehen. Dazu kommt ein großes Interesse an aktuellen Gadgets, vorzugsweise mit einem angebissenen Apfel.

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