Apple speichert Daten aus Siri-Sprachmitschnitten bis zu zwei Jahre

| 19. April 2013

In einem Bericht von Wired.com nennt Apple-Unternehmenssprecherin Trudy Muller erstmals Fakten zur Speicherdauer von Spracheingaben, die mittels Siri auf iPhones und iPads getätigt werden.

Siri-Einstellungen auf dem iPhone

Siri-Einstellungen auf dem iPhone

Zwei Jahre Speicherdauer

Am Vortag hatte Wired ein einem ersten Bericht vom Vortag Besorgnis über die Datenschutz-Vorgaben zu Apples Spracherkennung geäußert. Als Reaktion meldete sich Muller gegenüber Wired zu Wort. Laut Muller werden die Sprachdaten automatisch anonymisiert gespeichert. Apple nutze die Sprach-Mitschnitte ausschließlich, um den Dienst „Siri“ zu verbessern. Die Unternehmessprecherin betonte – so Wired -, dass Apple die Privatspähre der kunden sehr wichtig sei.

Wie funktioniert der Dienst „Siri“

Startet man Siri – beim iPhone oder iPad typischerweise durch einen langen Druck auf den Home-Button bzw. bei eingeblendeter Tatstatur durch drücken der Mikrophon-Taste, so wird das Mikrophon eingeschaltet und die Eingabe aufgezeichnet. Die Sprachdaten werden aber nicht im iPhone entschlüsselt, sondern als Audio-Stream an Apples Server übertragen und dort ausgewertet. Die Rückmeldung wird dann an das iPhone weitergegeben, die entsprechende Befehle oder Reaktionen auslöst.

Laut Wired.com werden jeder Spracheingabe eine dem User zugeordnete Zufallszahl angehangen, die nichts mit der Apple-ID oder Emailadresse etc. zu tun hat. Allerdings lassen sich so Aufzeichnungen des gleichen Sprechers zusammenführen. Nach sechs Monaten werden diese Zahlen angeblich von der Sprachdatei entfernt, so dass diese nicht mehr dem ursprünglichen Sprecher zuzuordnen ist.  Allerdings behält Apple diese nun vollständig dissoziierten Daten noch bis zu 18 Monate, um Siri zu testen und zu verbessern.

Löschen leicht gemacht?

Aus dem Interview geht hervor, dass durch das Ausschalten von Siri auf dem Gerät die ID-Nummer bei Apple gelöscht wird. Ob auch Sprachdaten gelöscht werden oder einfach  nur die ID-Zuordnung durchkreuzt wird, wurde nicht berichtet. In den Datenschutz-Informationen zu unseren Redaktions-iPhones findet man nur den folgenden, wagen Text

„[…] Wenn Sie Siri deaktivieren, löscht Apple Ihre Benutzerdaten sowie Ihre letzten Spracheingaben. Ältere Spracheingaben, die keine Rückschlüsse auf Ihre Person zulassen, können für eine bestimmte Zeit erhalten bleiben […]“, abgerufen auf einem iPhone 4S mit iOS 6.1.3 unter Einstellungen – Allgemein – Siri – „Über Siri und Datenschutz“

Das lässt sich mit den Informationen von Trudy Muller zusammen fügen und führt zu dem Schluss, dass Apple die nicht-dissoziierten Sprachdaten aus den letzten sechs Monaten löscht.

In guter Gesellschaft?

Grundsätzlich ist gegen die Speicherung von Siris Sprachdaten nichts einzuwenden, wenn diese Daten tatsächlich nur zur Verbesserung der Spracherkennung herangezogen werden. Einiges in diesem Sektor passiert auf Statistik-Basis – und Statistik funktioniert mit einer breiten Datenbasis einfach besser.

De bekannte Software Dragon Natural Speaking – auch als kostenlose App auf iOS erhältlich – geht ähnlich vor. Auch hier werden bei der App die Sprachdaten nicht auf dem Mobilgerät analysiert, sondern auf  Server des Herstellers übertragen. Bei der Desktopversion hat der Nutzer die Option, die statistische Auswertung der Daten an den Hersteller zu übertragen oder eben nicht.

Der wesentliche Unterschied zu Apples Verhalten ist jedoch, dass die Dragon-App diese Information nicht im Kleingedruckten mit sich herum trägt, sondern bei Einrichtung klar zu lesen gibt. Diese Klarheit wäre bei Apple wünschenswert.

 

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Kategorie: Internet, Nachrichten, Smartphones, Tablet-PC-Systeme

pdreuw

Über den Autor ()

Peter Dreuw schreibt gern über technische und naturwissenschaftliche Themen aus dem Tagesgeschehen. Dazu kommt ein großes Interesse an aktuellen Gadgets, vorzugsweise mit einem angebissenen Apfel.

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